Untenstehend finden Sie Informationen zu sämtlichen Forschungsprojekten im Bereich der Förderung des Bewegungs- und Sportverhaltens, die in den letzten Jahrzehnten in der Abteilung "Sportpsychologie und Forschungsmethoden" am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern durchgeführt wurden.
Projektleitung: Dr. Julia Schmid & Prof. Dr. Lia Bally (Inselspital Bern)
Mitarbeiterin: Nina Schorno
Hilfsassistierende: Samira Burkhalter, Claudio Peterhans, André Groux
Kooperationspartnerin: Migros Fitness Aare
Förderung: Burgergemeinde Bern
Projektdauer: 04/2020 - 04/2021
Adipositas hat sich in der Schweiz, wie in vielen anderen Ländern, zu einer Volkskrankheit entwickelt. Die aktuelle Forschung zeigt, dass konservative Therapien (z. B. Ernährungsumstellung) bei Betroffenen mit einem sehr hohen BMI (> 40 kg/m2) oder mit somatischen Komorbiditäten an ihre Grenzen stossen. In solchen Fällen wird seit einigen Jahren auf eine Adipositas-Chirurgie ausgewichen. Studien verdeutlichen, dass sich regelmässige körperliche Aktivität positiv auf den längerfristigen Erfolg einer Adipositas-Chirurgie auswirkt. Aktuell gibt es jedoch in der Schweiz kein Bewegungsprogramm, dass spezifisch für diese Patientengruppe zugeschnitten ist und sie dabei unterstützt, einen bewegungsaktiven Lebensstil aufzubauen.
Das vorliegende FreeBase-Projekt (Fostering exercise after bariatric surgery) soll diese Lücke schliessen. In einem interdisziplinären Team und mit der Praxispartnerin Migros Fitness Aare wurde ein Bewegungsprogramm konzipiert, durchgeführt und evaluiert. Das Programm hat das primäre Ziel, die bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten zu fördern, damit einhergehend deren Bewegungsverhalten längerfristig zu steigern und folglich die Gesundheit positiv zu beeinflussen. Im 3-monatigen Bewegungsprogramm wurde ein angeleitetes Gruppentraining kombiniert mit Motivations-Workshops und einer individuellen Sportberatung. Es wurde eine randomisiert-kontrollierte Studie mit N = 40 Patientinnen und Patienten durchgeführt.
Weiterführende Informationen zum Projekt entnehmen Sie bitte der Publikation:
Projektleitung: Dr. Julia Schmid & Prof. Dr. Achim Conzelmann
Mitarbeiterinnen: Nina Schorno, Vanessa Gut
Hilfsassistierende: Lukas Winter, Martin Bührer, Lea Reimann
Förderung: Atupri Gesundheitsversicherung
Projektdauer: 01/2018 - 12/2019
Mittlerweile ist allgemein bekannt, dass sich sportliche Aktivitäten positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken. Dennoch treibt ein Grossteil der Erwachsenen in westlichen Industrienationen zu wenig Sport. Es ist daher ein wichtiges Ziel der Gesundheitsförderung, möglichst viele Menschen zu einem regelmässigen Sportengagement zu bewegen. In diesem Zusammenhang werden immer wieder massgeschneiderte Massnahmen gefordert. Diese Forderung wird wie folgt begründet: Erstens ist davon auszugehen, dass es substanzielle Unterschiede zwischen den Menschen gibt. Zweitens ist anzunehmen, dass der Sport kein einheitliches Phänomen darstellt, sondern sehr vielfältig ist. Er zeichnet sich durch unterschiedliche Inhalte und Realisierungsformen aus. Für Massnahmen der Sportförderung ergibt sich folglich das Ziel, eine optimale Passung zwischen der Person und der sportlichen Aktivität herzustellen. Dabei sind die sportbezogenen Motive und Ziele besonders zu beachten. Denn wenn individuelle Motive erfüllt bzw. Ziele erreicht werden, führt dies zu mehr Wohlbefinden im Sport, was wiederum die Aufrechterhaltung des Gesundheitsverhaltens fördert. Eine Massnahme, um eine optimale Person-Sport-Passung anzuregen, ist die individuelle Sportberatung. Im Kooperationsprojekt mit Atupri, wurde zum einen ein Online-Beratungstool entwickelt, das die Analyse und eine Rückmeldung von Motivprofilen ermöglicht. Zum anderen fanden Events statt, bei welchen Interessierten in einem Beratungsgespräch aufgezeigt wurde, welche Sportaktivitäten zu ihren Bedürfnissen und motorischen Fähigkeiten passen. Die Wirksamkeit dieser Beratungsevents wurde mit einer randomisiert kontrollierten Feldstudie überprüft.
Weiterführende Informationen zum Projekt entnehmen Sie bitte den Publikationen:
Projektleitung: Prof. Dr. Achim Conzelmann & Dr. Julia Schmid
Projektmitarbeiterin: Vanessa Gut
Hilfsassistentin: Lea Reimann
Förderung: Bundesamt für Sport BASPO
Projektdauer: 02/2015 - 04/2017
Das Forschungsprojekt hat sich mit der Frage beschäftigt, welche Motive und Ziele Jugendliche und junge Erwachsene antreiben, sportlich aktiv zu sein.
Manche Personen treiben Sport aus purer Freude an der Bewegung, andere wiederum verfolgen eher das Ziel, durch den Sport eine gute Figur zu erlangen. Wird eine geeignete Passung von individuellen Motiven und Zielen einer Person mit einer sportlichen Aktivität hergestellt, so kann dadurch das Wohlbefinden und somit die Aufrechterhaltung oder sogar die Aufnahme einer Sportaktivität gefördert werden. Gerade hinsichtlich der längerfristigen Aufrechterhaltung von körperlicher Aktivität können die Motivbefriedigung und Zielerreichung im und durch Sport wichtige Faktoren darstellen.
Die Erforschung der unterschiedlichen Motive und Ziele bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen erscheint insbesondere aus zwei Gründen erstrebenswert: Einerseits ist in dieser Altersgruppe eine hohe Ausstiegsrate aus dem Sport zu beobachten, andererseits hängt die sportliche Aktivität in diesem Alter eng mit der langfristigen Bindung an den Sport zusammen.
Das bereits bestehende Berner Motiv- und Zielinventar (BMZI) ermöglicht die Individualdiagnose von Beweggründen im Freizeit- und Gesundheitssport. Der Fragebogen wurde spezifisch für Menschen im mittleren Erwachsenenalter konzipiert und an derselben Personengruppe getestet. Eine Übertragung der gewonnenen Erkenntnisse auf das Jugend- und junge Erwachsenenalter kann nicht vorausgesetzt werden, da sich Ziele über die Lebensspanne verändern. Folglich wurde in diesem Projekt das BMZI auf 14- bis 35-Jährige angepasst.
Zur Adaption und Validierung des Fragebogens wurden mehrere Stichproben über verschiedene Schulen und Unternehmen rekrutiert. In einer ersten Phase der Fragebogenentwicklung wurden geeignete Items formuliert und auf ihre Güte überprüft. In einer zweiten Phase wurde der angepasste Fragebogen an einer weiteren Stichprobe kreuzvalidiert. Zusätzlich fand eine Validierung hinsichtlich des Geschlechts und der Selbstkonkordanz statt. Zudem wurde die Retestreliabilität des Fragebogens in einer Teilstichprobe überprüft. Mithilfe des BMZI für das Jugend- und frühe Erwachsenenalter können Massnahmen zur Förderung sportlicher Aktivität auf die Adressaten zugeschnitten werden. Zum einen besteht die Möglichkeit, Personen individuell aufgrund ihres Motiv- und Zielprofils zu beraten, zum anderen können Sportprogramme an typische Motiv- und Zielprofile angepasst werden.
Weiterführende Informationen zum Projekt entnehmen Sie bitte den Publikationen:
Projektleitung: Prof. Dr. Achim Conzelmann
Mitarbeiterinnen: Vera Molinari, Julia Schmid, Daniela Wyss, Denise Hofstetter
Förderung: Stiftung Suzanne und Hans Biäsch zur Förderung der Angewandten Psychologie
Projektdauer: 11/2012 - 12/2013
Der Gesundheitsnutzen sportlicher Aktivität ist mittlerweile allgemein bekannt. Dennoch sind viele Personen, gerade im höheren Erwachsenenalter (≥ 65 Jahre), zu wenig sportlich aktiv. Interventionen und Massnahmen zur Sportförderung im gesamten Erwachsenenalter, wie z. B. Sportberatungen, gewinnen daher an Bedeutung. Zwar belegen Studien, dass Sportförderungsmassnahmen zu Veränderungen des Sportverhaltens führen, diese aber nicht nachhaltig sind. Ein Grund dafür liegt in der fehlenden differenziellen Perspektive, d. h., es wird zu wenig berücksichtigt, dass es DEN Menschen sowie DEN Sport nicht gibt. Jede Person hat ihre individuellen Handlungsvoraussetzungen und es existiert eine Vielfalt an Sportaktivitäten. Besonders die sportbezogenen Ziele und Motive stellen dabei bedeutsame Handlungsvoraussetzungen dar. Mit dem originalen Berner Motiv- und Zielinventar (BMZI) liegt ein validiertes, deutschsprachiges Testinventar zur Erfassung der sportbezogenen Motive und Ziele im mittleren Erwachsenenalter (35-65 Jahre) vor. Aus entwicklungswissenschaftlicher Perspektive ist jedoch anzunehmen, dass sich die Ziele und Motive im Verlauf des Lebens verändern und daher das BMZI nicht auf das höhere Erwachsenenalter übertragbar ist. An diesem Punkt setzten die ersten Studien des Projekts „Welcher Sport passt zu mir?“ an: In mehreren Schritten wurde der originale BMZI-Itempool adaptiert und an insgesamt 822 Personen im höheren Erwachsenenalter getestet. Daraus resultierte ein zielgruppenspezifischer Fragebogen (BMZI-HEA) mit 27 Items. Mit dem BMZI-HEA liegt erstmals ein valides, reliables und ökonomisches Testinventar zur Erfassung der sportbezogenen Motive und Ziele im höheren Erwachsenenalter vor. Es kann im Rahmen von differenziellen Sportberatungen, welche optimale Passungsverhältnisse zwischen der Person und der sportlichen Aktivität anstreben, genutzt werden oder zur inhaltlichen Anpassung von Sportprogrammen an die Ziele und Motive der Teilnehmenden. Denn Studien im Rahmen der differenziellen Wohlbefindensforschung im Sport zeigen, dass durch die Passung von Person und Angebot das Wohlbefinden der Sporttreibenden gefördert und darauf aufbauend die Bindung an sportliche Aktivitäten gesteigert werden kann. Das höhere Erwachsenenalter wurde bis anhin in der differenziellen Wohlbefindensforschung im Sport kaum untersucht. Daher führten wir innerhalb des Projekts „Welcher Sport passt zu mir?“ zusätzlich eine Feldstudie in Kooperation mit der Pro Senectute Region Bern durch, um die Wirkung sportlicher Aktivität auf das aktuelle Befinden der Teilnehmenden zu analysieren. In unserer Feldstudie zeigten sich mehrheitlich positive Effekte auf die Befindlichkeit im Verlauf der untersuchten Seniorensportkurse. Dennoch wiesen einige Personen keine oder eine negative Befindensveränderung auf. Des Weiteren stellten sich das Kompetenzerleben, das Befinden zu Beginn der Sportaktivität sowie bei differenziellen Analysen der Belastungsintensität die Wichtigkeit einzelner sportbezogener Ziele als bedeutsame Einflussfaktoren der Befindlichkeit während der Sportaktivität heraus. Unsere Feldstudie liefert erste Erkenntnisse zur differenziellen Beschreibung und Erklärung der Wirkung von Sportaktivitäten auf das aktuelle Befinden im höheren Erwachsenenalter, welche als Grundlage für zukünftige Gesundheitsverhaltensforschung dienen können.
Weiterführende Informationen zum Projekt entnehmen Sie bitte den Publikationen:
Projektleitung: Prof. Dr. Achim Conzelmann & Dr. Gorden Sudeck
Mitarbeiterinnen: Katrin Lehnert, Carmen Amacker
Förderung: Eidgenössische Sportkommission ESK, Bundesamt für Sport (BASPO)
Projektdauer: 02/2008 - 06/2010
Mit zunehmendem Alter zeigt sich für sportliche Aktivitäten ein deutlicher Abfall des Anteils der ausreichend sportlich Aktiven, was angesichts der demografischen Entwicklung eine zentrale Herausforderung an die Sport- und Bewegungsförderung stellt. Für die Mehrzahl der Menschen in der zweiten Lebenshälfte sind offensichtlich noch keine passenden sportlichen Betätigungsfelder geschaffen worden, die ihren Bedürfnissen und Kompetenzen ausreichend entsprechen und eine Bindung an sportliche Aktivitäten begünstigen. Dieses Defizit liegt u.a. darin begründet, dass bisherige empirische Forschungsarbeiten sowohl zur Erklärung des Gesundheitsverhaltens als auch zur Analyse von Wohlbefindenseffekten sportlicher Aktivitäten nur unzureichend beachten, dass es DEN Menschen in der zweiten Lebenshälfte sowie DEN Sport nicht gibt. Aufgrund dieser fehlenden differenziellen Perspektive stehen bislang zu wenig Erkenntnisse für die Frage bereit, welche Sportaktivitäten für welchen Menschen geeignet sind, um positive Auswirkungen auf das subjektive Wohlbefinden zu haben und damit verbunden zu einem langfristigen Sportengagement zu führen.
Es wurde deshalb der Frage nachgegangen, ob und inwieweit differenziell auf die individuellen Handlungsvoraussetzungen abgestimmte Sportprogramme für Menschen in der zweiten Lebenshälfte dazu in der Lage sind, eine gezieltere Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens zu ermöglichen und darauf aufbauend einen effektiveren Beitrag zur Sport- und Bewegungsförderung zu leisten. Aus handlungstheoretischer und entwicklungspsychologischer Perspektive wurde dabei zunächst eine systematische Ausdifferenzierung der Zielgruppe der Menschen in der zweiten Lebenshälfte angestrebt, welche die unterschiedlichen Bewegungsbiographien und psychischen Handlungsvoraussetzungen berücksichtigt. Auf Grundlage dessen wurden zielgruppenspezifische Sportprogramme entwickelt, die optimale Passungsverhältnisse zwischen individuellen Bedürfnissen und Kompetenzen einerseits und dem Anregungsgehalt und Anforderungsgrad sportlicher Aktivitäten andererseits hergestellt haben.
Weiterführenden Informationen zum Projekt entnehmen Sie bitte den Publikationen:
Zudem werden Inhalte in weiteren Forschungsprojekten der Universität Tübingen in Deutschland verwendet.
Im Projekt „MultiPill-Exercise - Bewegung als Medizin“ der Universität Tübingen wird eine umfassende Intervention zum Bewegungs- und Ernährungsverhalten von Menschen mit gesundheitlichen Risikofaktoren realisiert. Ein Interventionsmodul zielt darauf ab, dass Teilnehmende ihre individuelle Motivation für sportliche Aktivität entdecken und festigen können. Hierfür wird das BMZI als Motiv- und Zieldiagnostik eingesetzt und individuelle Sportberatungen lehnen sich an Elemente des COMET-Beratungsansatzes an.
Das Projekt „STARKIDS“ beinhaltet ein Modul zur Bewegungsförderung. Ein Reflexionsbaustein nutzt das BMZI für Jugendliche und darauf aufbauende motivbasierte Sporttypen für das Jugendalter mit dem Ziel, passende Empfehlungen für die Sport- und Bewegungsförderung in der Familie geben zu können.
Im Setting stationärer Alteneinrichtungen werden im Projekt „BaSAlt“ individuelle Beratungen und Organisationsberatungen mit dem Ziel der Bewegungsförderung kombiniert. Im Bereich der individuellen Beratungen wird eine adaptierte, stark vereinfachte Version des BMZI genutzt, um mit den Bewohnenden der Alteneinrichtungen Beweggründe jenseits der körperlichen Gesundheit zu thematisieren und dies ggf. in die individuelle Bewegungsberatung einzubeziehen.
© Institut für Sportwissenschaft, Universität Bern